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April 2025
Reiselust ist ansteckend wie ein Fieber – unaufhaltsam, wenn man jung ist, Abenteuer gleich vor der Haustür beginnen und die Welt offensteht. Im Wintersemester 1977 breitete es sich rasant an meinem Fachbereich an der TU Berlin aus. Einer aus unserer Clique hatte eine Idee, die alle sofort begeisterte: auf nach Kreta! Dorthin, wo im März die Wiesen blühen, das Meer schon zum Schwimmen verführt und die Berge zum Wandern einladen. Ein Paradies für alle – und für uns als GeschichtsstudentInnen ein wahres Eldorado. Unsere Vorfreude war grenzenlos, eine muntere Schar Spatzen hätte im Frühlingsrausch kaum aufgeregter sein können als wir.
Wir starteten von Berlin-Tegel, etwa dreißig Leute, zu viele, um dauerhaft als Gruppe unterwegs zu sein. Schon in Athen blieben einige hängen, während wir anderen mit der Fähre nach Heraklion übersetzten. Von dort aus verlief sich die große Schar in kleine Grüppchen, jede folgte ihrer eigenen Route. Und doch begegnete man sich immer wieder – zufällig an den wundersamsten Orten, in einer Taverne, auf einem Bergpfad, am Strand. Jedes Mal war die Freude groß, jede Begegnung ein Fest. Geschichten wurden ausgetauscht, Erlebnisse geteilt, neue Pläne geschmiedet. Dann trennte man sich wieder, zog weiter oder formierte sich neu.
Viel zu schnell verging die Zeit, darin waren sich alle einig. Am Abflugtag versammelte sich die gesamte Clique am Flughafen in Athen, bereit für die Rückkehr nach Berlin. Alle – bis auf mich. Denn ich hatte mich in Kretas wildromantische Südküste verliebt. Ein bisschen Zeit und Geld waren vorhanden, der Rückflug 1977 noch kostenlos umbuchbar. Also blieb ich, bis das neue Semester Mitte April begann.
Seitdem überkommt mich jedes Jahr im Frühling die Reiselust wie ein leichtes Fieber. Irgendetwas lockt, irgendetwas treibt mich hinaus. Und auf geht's wieder zu jener Insel, die mir damals das Herz gestohlen – und es mir bis heute nicht zurückgegeben hat.
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