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August 2023

- Die Oder-Schwäne -

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Wie alle großen Leidenschaften zeichnen sich sowohl meine Reiselust als auch meine Mallust durch ein gewisses Maß an Unvernunft aus. Treffen beide aufeinander, kann selbst eine harmlose Unternehmung in die Nähe des Abenteuerlichen geraten. Denn eigentlich sollte eine sommerliche Radtour im Oderbruch nichts Aufregendes bieten, insbesondere, wenn das Wetter schön ist. Doch war bei meiner Zwei-Tages-Tour schon im Voraus ein kleines Risiko eingebaut: Ich hatte keine Übernachtung gebucht, sondern wollte spontan vor Ort entscheiden, wohin es überhaupt gehen würde. Zunächst geradewegs zur Oder, diesem faszinierenden Fluss, der die Oderauen rasant durchfließt. Schnell war ich motiviert, ein Bild mit einem Lastkahn zu malen, der vom Strom Richtung Ostsee getragen wurde. Das Schiff war noch nicht vorbei, als ich bereits eine wundersame Aufgeregtheit bei den Schwänen bemerkte, die bisher im ufernahen Bereich des Flusses ruhig, fast gelangweilt herumgepaddelt waren. Plötzlich beeilten sie sich, tiefer ins Wasser zu gelangen. Erst kurze Zeit später verstand ich das Gehabe der Schwäne. Denn es ließ sich auf den großen Wellen, die vom Heck des Schiffes fächerartig zum Flußufer strömten, ganz wunderbar surfen. Ich dachte, ich seh‘ nicht recht, aber die sonst so gelassen, fast gelangweilt wirkenden Vögel hatten sichtlich Vergnügen dabei, als sie schnell von den Wellen davongetragen wurden. Jetzt riss auch mich die Lust mit, ein zweites Bild zu malen. Natürlich von den Oder-Schwänen, die nun wieder ganz gleichmütig wirkend in Ufernähe auf dem Wasser schaukelten. Ich ließ mich fallen, vergaß die Zeit und war einfach glücklich da, wo ich war. Am liebsten hätte ich noch ein drittes Bild gemalt, denn nun ging die Sonne unter und der leuchtend blaue Himmel spiegelte sich mit seinen dicken pink- und rosafarbenen Wolken ganz wunderbar im Wasser. Aber da erinnerte ich mich doch zum Glück daran, dass ich ohne Zelt und Schlafsack unterwegs war und noch keine Unterkunft für die Nacht hatte. Der Katzenjammer kam, als ich diese lange, schnurgerade Straße Kilometer um Kilometer entlangradelte. Es wurde dämmerig, dann dunkel und schließlich stockfinstere Nacht. Kein Mensch, kein Dorf weit und breit, noch nicht einmal ein Auto begegnete mir. Da glitzerten die Sterne so schön, doch ich war so sauer auf mich und meine Mallust. Wie konnte ich mich nur so mitreißen lassen und so planlos sein? Marionita-Chiquita, kleines Mariönchen, schimpfte ich mich selbst, so alt und so unvernünftig! Ich wusste ja noch nicht einmal genau, wo ich war.

Das machst Du nie wieder! Doch endlich, nach einer gefühlten Ewigkeit, kamen die Lichtpunkte eines Dörfchens in Sicht.  Als ich dort das letzte Pensionszimmer im einzigen Gasthof ergatterte, bekam mein Selbstbewusstsein blitzschnell wieder Oberwasser und mit den guten Vorsätzen war es vorbei. Im Gegenteil: Gleich war die ewige Abenteurerin wieder am Ruder. Ich hätte die Nerven behalten und auch noch das Bild mit dem Sonnenuntergang malen sollen! Ärgerlich. Ich setzte mich an den Tresen und bestellte bei der Wirtin ein kaltes Bierchen, alkoholfrei. Warum nur vorhin diese Panik? Mein Pensionszimmer wäre eine Stunde später sicher auch noch frei gewesen. Oder auch nicht. Denn in diesem Moment ging die Tür zum Gastraum auf und ich hörte eine Stimme fragen: „Guten Abend, haben Sie noch ein Zimmer frei?“


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