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Mai 2019

- Karl Marx in Trier -

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Endlich war es so weit: Wir hatten Termin und Ort für ein Treffen eingefädelt. Und so reisten Eva aus Odessa, Ute aus Hamburg, Christiane aus der Normandie und ich aus Berlin nach Koblenz, um dort ein paar gemeinsame Tage zu verbringen und „the good old times“, die inzwischen bald vier Jahrzehnte zurücklagen, wieder aufleben zu lassen. Ort und Programm hatte ich vorgeschlagen. Als am nächsten Tag die Moselschifffahrt ausfiel, hatte ich jedoch keine Alternatividee in petto.

„Wie wär´s mit Trier?“, schlug Eva vor. „Gestern wurde dort die Karl-Marx-Statue von Wu Weishan enthüllt. Die könnten wir uns doch mal ansehen. Die Volksrepublik China hat sie Trier zum 200. Geburtstag von Karl Marx geschenkt.“ – „Prima, und ich werde sie malen“, sagte ich gleich erfreut. – „Und währenddessen schauen wir uns die Stadt an. Schließlich war sie mal eine der größten im Römischen Reich“, stimmten auch die anderen zu.Als wir dort ankamen, war es bereits nachmittags. „Willst Du nicht lieber mit uns kommen? Fürs Malen reicht die Zeit doch sowieso nicht aus“, schlug mir Eva vor. – „Ach was, in einer Stunde könnt Ihr mich abholen“, meinte ich zuversichtlich und blieb vor der Bronzestatue sitzen, während die anderen drei zu ihrem Rundgang aufbrachen. Doch wie so viele die geistige Größe von Karl Marx unterschätzen, täuschte ich mich in der materiellen Größe seiner Darstellung. Erst beim dritten Anlauf hatte ich die Proportionen richtig erfasst. Seinen Kopf fand ich gelungen, der Körper war erst grob skizziert, doch schon war die Stunde um und alle drei standen erwartungsvoll neben mir. „Fertig!“, sagte ich und klappte den Malblock zu, denn das Bild war für mich auch so schon stimmig.

„Warum wolltest Du unbedingt den Marx malen, warum nicht die Porta Nigra?“, fragte mich später Eva im Auto. – “Ich hatte ein besonderes Erlebnis mit ihm.“ – „Mit ihm?“, wunderte sich meine Freundin. – „Ja! Auf der letzten Buchmesse in Abu Dhabi hielt ich die Erstausgabe vom ‚Kapital, Band 1‘ mit seiner handschriftlichen Widmung für César de Paepe in der Hand. Und während ich dieses recht kleine, relativ dünne Buch so durchblätterte und dabei eine Bleistiftkorrektur entdeckte, wurde mir mit einem Mal bewusst, dass so ein ‚Original‘ wirklich etwas Besonderes ist. Als hafte an ihm noch die Hand, die die Widmung geschrieben hat.“ – „Das Buch ist bestimmt nicht billig“, meinte Ute. – „Ganz schön teuer sogar“, sagte ich – „Combien?“, wollte Christiane wissen. – „Ratet mal!“ – „100.000?“ – „200.000?“ – „500.000. Eine Million?“ – Ich schüttelte den Kopf und sagte dann, selbst immer noch von der Zahl beeindruckt: „Für 1,5 Millionen Euro wurde es angeboten.“ – „Was!“, riefen alle fast zeitgleich überrascht. – „Und hat´s jemand gekauft?“, fragte Eva. – „Nein, auf dieser Messe nicht, obwohl China das Gastland war“, entgegnete ich. „Aber irgendwann wird bestimmt mal jemand sein Geld als Kapitalanlage ins ‚Kapital‘ investieren“ – „Bei Originalen bildet doch die Zeit ihren Mehrwert, oder?“, warf Ute in die Runde. – „Nicht Mehrwert, den Preis“, korrigierte sie Christiane. – „Tja, und dafür sind wir also extra nach Trier gefahren. Damit Du den Kalle malen konntest“, wechselte Eva das Thema. Wir drei anderen lachten, weil die Fahrt nach Trier ja schließlich ihre Idee gewesen war. „War doch jut, oder?“ – „Ja, war ein toller Ausflug.“ – "Et demain?" – „Morgen geht´s auf den Rhein.“

 

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