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Mai 2020

- Natur erleben - 

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Wenn meine Mutter und ich über die Natur reden, meinen wir beide etwas komplett anderes. Für mich ist alles Urwüchsige das Synonym für Natur, für sie ihr gepflegter Garten. Mit ihm beschäftigt sich meine Mutter das ganze Jahr über: häckeln, graben, säen, pflanzen, düngen, pikieren, jäten, bewässern. Ihr Garten ist arbeitsintensiv, doch ein steter Grund zur Freude und ihr ganzer Stolz. „Willst Du mal sehen, was ich die letzte Zeit gemacht habe?“, ist oft das erste, was sie mich fragt, wenn ich sie besuche. Dann bummele ich mit meiner Mutter durch die Beetreihen, bestaune Nelken, Gladiolen, Hibiskusstöckchen – und natürlich die Buchsbäumchen, die wieder gewachsen sind. Ich erfahre aus erster Hand, was gerade im Werden ist, wie die Blumen heißen, wie sie blühen werden, welche Pflanzen neu sind, welches Farbkonzept sie in diesem Jahr in ihrem Garten verfolgt. „Ich brauche nicht woanders hin“, beteuert sie immer wieder, „mein Garten reicht mir voll und ganz zu meinem Glück.“ Ich würde es ihr glauben, wäre da nicht ihre große Liebe zu den Vögeln. Sie beobachtet sie abends im Garten, lässt Nistkästen aufhängen und stellt im Winter Futterhäuschen auf. Steckte dahinter vielleicht doch etwas Fernweh?

„Ich habe einen Kolibri für Dich gemalt“, überraschte ich sie nach unserer Rückkehr aus Costa Rica. „Einen Kolibri?“, rief meine Mutter erfreut, „Ich dachte, das geht eigentlich gar nicht. Sind die nicht viel zu schnell?“ Ich stimmte ihr zu. Im Dschungel sah ich den einen oder anderen vorbeischwirren, doch keinen einzigen ruhig auf einem Ästchen sitzen. „In den Nationalparks gibt es Kolibritränken“, erklärte ich ihr die besondere Malsituation. „Das ist eine Art hängendes Rondell mit einem großen Zuckerwasserbehälter in der Mitte. Am Rand gibt es viele bunte Keramikblüten mit einer kleinen Öffnung für die langen Schnäbelchen der Kolibris. Die Vögel haben sich an die Leckerei gewöhnt und auch daran, beim Trinken von Menschen beobachtet zu werden.“ – „Ach wie schön, dass Du sie aus der Nähe gesehen hast. Aber sag mal, wie hast Du einen malen können?“ – „Es gab Kolibris mit verschieden buntem Gefieder, aber von jeder Art recht viele. So ist dieser blaugrün schimmernde Kolibri auf dem Bild im Grunde nicht ein einziger Vogel, sondern viele. Im Dschungel, da hast Du recht, hätte ich ihn nie so malen können.“ – „Komm mit“, signalisierte mir meine Mutter geheimnisvoll, „ich hab´ heute ´was im Garten entdeckt.“ Es war ein neugebautes Vogelnest im Gebüsch über dem Maiglöckchenteppich, bereit für die kommende Brut. Die Freude darüber stand meiner Mutter ins Gesicht geschrieben. Auch mich beeindrucken das bunte Treiben der Vögel und die Blumen in ihrem Garten jedes Jahr aufs Neue. Nur schade, dass lange Reisen und ein schön gepflegter Garten so gar nicht zusammenpassen.

 

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