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Februar 2025

- An der Magellanstraße - - An der Magellanstraße -

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Mein Mann Klaus und ich lieben das selbstbestimmte Reisen – immer im Bewusstsein, dass Planung und Unvorhersehbarkeit dabei Hand in Hand gehen.

Natürlich hatte ich eine Regenjacke im Rucksack, als wir zu unserer etwa 16 Kilometer langen Wanderung entlang des steinigen Ufers der Magellanstraße aufbrachen. Ziel war der Leuchtturm San Isidoro. Doch als auf halber Strecke ein feiner Nieselregen einsetzte, zeigte sich rasch, dass meine Jacke ihren Namen nicht verdient hatte – sie war alles andere als wasserdicht. Umkehren? Dieser Gedanke kam mir nicht einmal in den Sinn; ich war ohnehin schon durchnässt. Mit Klaus die Jacke tauschen? Unsinn, das hätte keinem von uns geholfen. Zum Glück war dieser patagonische Sommertag mild und ungewöhnlich windstill. Das Meer lag glatt da und die vorgelagerten Inseln hüllten sich in geheimnisvollen Dunst. Wir stapften schweigend weiter. Nur einmal fragte ich Klaus hoffnungsvoll, ob der Leuchtturm bewohnt sein könnte. Seine Antwort war knapp: „Eher nicht.“

Trotz der widrigen Umstände war die Wanderung schön. Ich hatte mir die Magellanstraße immer als einen Ort vorgestellt, an dem unablässig kalte, kräftige Winde blasen. Jetzt empfand ich hier vor allem Stille und Einsamkeit. Schweigend liefen wir weiter, immer weiter, erreichten endlich die kleine Bucht mit dem Leuchtturm auf der gegenüberliegenden Landzunge. Ich musste einfach malen, jetzt und sofort! Den Aquarellkasten auf dem Schoß begann ich im Schutz der hochgezogenen Regenjacke mein kleines Bild, während Klaus die Umgebung erkundete. Plötzlich stand er wieder neben mir. „Hier gibt’s nicht nur ein Boot, sondern auch Menschen“, sagte er. „Gleich um die Ecke steht ein Haus. Wir könnten mal klingeln.“

Ein Lichtblick! Mein Bild war fertig, aber die Farben noch nicht trocken. Ich hielt es verdeckt in der Hand und wir liefen zu dem kleinen Gebäude, das sich hinter einer Wegbiegung an einen Hügel schmiegte. Wir klopften – nichts. Klaus drückte die Türklinke und wir traten einfach ein, als sich die Tür öffnete. Drinnen empfing uns wohlige Wärme. Ein großer Raum lag vor uns, ausgestattet mit einer langen Theke und mehreren gemütlichen Polstergruppen. Im gemauerten Kamin prasselte ein lustiges Feuer und durch ein überdimensionales Panoramafenster bot sich ein atemberaubender Blick auf die Magellanstraße. Hinter einer Schwingtür klapperte es und kurz darauf erschien ein junger Mann. Mit einer Selbstverständlichkeit, als wäre unser Kommen erwartet worden, fragte er: „Kaffee oder Tee? Oder lieber Suppe? Vielleicht selbstgebackener Kuchen?“ Unsere Augen leuchteten. Das war das Paradies!

Ich schälte mich rasch aus meiner durchnässten Kleidung, die ich am Kamin zum Trocknen aufhängte. Eingewickelt in eine dicke Wolldecke, ließ ich mich auf einem Sofa nieder und wärmte mich an Tee und Suppe. Jetzt hellte sich auch der Himmel auf, vorgelagerte Inselchen erhielten wieder ihr Konturen, das Meer seine Tiefe. Die Sonne schien, der Himmel war blau, als ich später draußen an der gleichen Stelle saß, um ein zweites Bild des Leuchtturms zu malen.

Ende gut, alles gut? Fast, denn auch der Rückweg hatte seine Tücken. Die Flut hatte den steinigen Saum überspült, auf dem wir auf dem Hinweg gewandert waren. So blieb uns nichts anderes übrig, als uns durch das Unterholz des Urwalds zu kämpfen, der fast bis ans Meer reichte. Wir kletterten über umgestürzte Bäume, wateten durch kleine Bäche und achteten darauf, uns nicht mit den Füßen im Gestrüpp zu verfangen.

Kurz vor dem Ende des Trails trafen wir auf eine Familie, die ein Durchfahrtsschild ignoriert hatte und nun mit ihrem Auto hoffnungslos im Sand feststeckte. Ich dachte: Das könnte mir auch passieren – aber niemals meinem Mann Klaus. Für ihn liegt der Kern des selbstbestimmten Reisens darin, gut zu planen und vernünftig zu bleiben. Denn das Unvorhersehbare tritt ohnehin ein – ob es nun eine durchlässige Regenjacke ist oder ein unerwartetes Paradies am Ende der Welt.

 

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