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MAJOBA-Lesemagnete

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Mai 2025

- Marios Vespa -

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Bilder, die ich pleinair male, tragen fast immer eine Geschichte in sich. Die von Marios Vespa begann auf dem Trittauer Mühlenmarkt, wo mein Mann Klaus und ich unsere Lesemagnete zum Verkauf anboten. Ein Mann, vielleicht Mitte fünfzig, durchstöberte aufmerksam unsere Schatzkisten, bis er aufsah und direkt fragte: „Ist bei Ihren Motiven zufällig eine Vespa dabei?“ Ich verneinte. „Wenn ich Ihnen ein Foto schicke, würden Sie sie dann malen und mir einen Lesemagneten daraus machen?“ – „Ich male nicht von Fotos“, erwiderte ich. „Die Vespa müsste schon vor mir stehen.“ Er zögerte keine Sekunde: „Dann hole ich sie eben. Einverstanden?“ Ich nickte – und dachte, warum nicht? Klaus ist am Stand wirklich in seinem Element.

Kurz darauf kam Mario mit seiner leuchtend roten Vespa zurück. Er schob sie hinter unseren Stand und stellte sie mit einem Lächeln ein paar Meter entfernt ab. Ich hatte meine Aquarellfarben schon griffbereit und begann gleich mit dem Pinsel zu zeichnen, konzentrierte mich auf die geschwungenen Linien und die Proportionen – und auf das Spiel von Licht und Schatten, das auf Lack und Chrom der Vespa glänzte. Meine Hand blieb beim Malen, doch meine Gedanken waren plötzlich weit weg. Ich spürte wieder den Fahrtwind im Gesicht, hörte das gleichmäßige Surren des Motors, fühlte das sanfte Federn des Sitzes. Ich war sechzehn, in Paris, unterwegs mit meiner neuen Brieffreundin Brigitte, die ich in den Sommerferien allein besuchte. Zwei Teenager: Sie auf ihrer weißen Vespa, ich auf der hellblauen ihrer älteren Schwester. Jeden Morgen fuhren wir vom Außenbezirk, wo sie wohnte, ins Herz der Großstadt. Wir düsten über breite Boulevards, durch den Arc de Triomphe, vorbei am Eiffelturm und hinein in die verspielten Gassen von Montmartre. Mal schlenderten wir durch die ehrwürdigen Hallen von Notre Dame, mal warfen wir einen faszinierten Blick auf die Mona Lisa im Louvre – ein Hauch Pariser Hochkultur, mehr war meist nicht drin. Denn schon am frühen Nachmittag traf sich Brigittes Clique bei einem Freund, der an diesem Tag sturmfrei hatte. Einige brachten Snacks mit, andere die Musik – und dann wurde getanzt, meist ein improvisierter Cha-Cha-Cha, voller Schwung und Leichtigkeit. Zwischendurch hingen wir auf dem Sofa, am Fenster oder in der Küche ab, erzählten Geschichten, plauderten, lachten, kicherten und träumten. Es war diese herrlich unbeschwerte Mischung aus Musik, Bewegung und Freundschaft – kurz: wir genossen das Leben. Auf dem Heimweg fuhren Brigitte und ich unsere Vespas durch den hektischen Feierabendverkehr mit jener Leichtigkeit, die nur ein glücklicher Tag hinterlässt. Und Zuhause triumphierten ihre Eltern hocherfreut, wie sehr uns das täglich verordnete „Kulturprogramm“ auch diesmal wieder inspiriert hatte.

Zurück in Deutschland kam mir nie der Gedanke, selbst eine Vespa zu kaufen – vielleicht, weil niemand in meinem Umfeld einen Roller fuhr. Was Mario an diesem Tag mitgebracht hatte, war mehr als nur ein Motiv, denn eigentlich war die Erinnerung die Zeit mit Brigitte längst verstaubt. Doch seine Vespa ließ die Pariser Sommertage von 1973 plötzlich wieder lebendig werden – so sehr, dass ich für während des Malens einen Moment lang glaubte, sie noch einmal zu erleben. Mario war sehr zufrieden mit dem entstandenen Bild und freute sich schon auf die Lesemagnete. Ich bedankte mich herzlich bei ihm. „Meine rote Vespa wird sicher ein Verkaufshit", mutmaßte er beim Abschied. Mag sein – doch nicht darüber war ich so froh, sondern über das Lebensgefühl, das plötzlich wieder da war: dieses Gefühl von Aufbruch, Leichtigkeit und der Zukunft, die damals noch voller Versprechen vor uns lag. Und genau dieses Gefühl trug mich beschwingt durch den restlichen Verkaufstag.

 

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