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März 2017

- Tulpen intuitiv -

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Kunsthandwerkermarkt in Werder an der Havel. Die junge Frau an meinem Stand studiert sorgfältig meine Bilder. Sie steht leicht gebeugt und schaut von Motiv zu Motiv, als erforsche sie die Seele meiner Kunst. „Sie malen überhaupt nicht intuitiv“, meint sie, ohne ihren Blick von den Bildern zu lösen. Und wie zu sich selbst: „... immer filigran wie die Natur, ´mal zart wie ein lauer Frühlingstag,  ´mal kraftvoll wie ein Herbststurm, aber niemals verspielt oder frei von innen heraus. Außer bei diesen Tulpen hier“, sie hebt einen Lesemagneten in die Höhe. „Denen sieht man richtig an, wie fröhlich Sie sich beim Malen fühlten. Dieses Bild ist so positiv, so lebensbejahend. Habe ich nicht recht?“ Ach, die Geschichte hinter dem Motiv war zu kompliziert und traurig, um sie mit wenigen Worten auszudrücken. Also sage ich knapp und bestimmt: „Fröhlich nein, emotional ja“. Die junge Frau nickt scheinbar wissend und gibt sich lächelnd mit meiner Antwort zufrieden.

Auf Nachfrage hätte ich ihr die damaligen Umstände geschildert. Ich erinnere mich nämlich heute noch, wie ich an einem schönen Frühlingstag mit meinen bunten Tulpensträußen in unserem Wohnzimmer saß. Bei weit geöffnetem Fenster und Sonnenschein am Tisch malte ich, während der Fernsehapparat lief. Es war März 2003 und es wurde live über den dritten Golfkrieg berichtet. Als Zuschauer verfolgte man, wie aus der Perspektive der amerikanischen Flugzeugpiloten die Bomben zur Erde torkelten. Ihr Ziel waren die im Wüstensand eingegrabenen und doch aus der Höhe als hellbraune Hügel sichtbaren irakischen Panzer. Wie in Videospielen explodierten sie farbintensiv mit einem leuchtenden, aber unhörbaren Knall. Hier und da und dort. Mit jeder Explosion wurden vielleicht fünf bis zehn Leben ausgelöscht. Ich dachte an die Männer, ihre Eltern, Geschwister, Frauen, Kinder. Und während dies geschah, malte ich diese wunderschönen Tulpen, Boten des Frühlings, natürlich, unschuldig, farbenfroh und fragte mich nach den Gründen für diesen Krieg. Warum gibt es überhaupt Kriege, warum vernichten Menschen andere Menschen, warum geschieht, was kein normaler Mensch sich wünscht, warum bin ich so hilflos, warum male ich gerade jetzt? ...

Ja, es ist schön, die Natur zu malen, die Dinge so darzustellen, wie sie sind. Ich bin froh, dass ich meistens die innere Ruhe finden kann, mich gelassen der Wirklichkeit zu widmen. Bei diesem Bild allerdings hat mich die Realität aus der Bahn geworfen. Gegen ihre Brutalität kommt auch die Natur nicht an. Und so sind die kraftvollen Farben nicht Ausdruck fröhlicher Gefühle, sondern starker Emotionen. Sie brachen aus mir heraus, ganz intuitiv, und prägen dieses Tulpenbild.


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