Liebe MAJOBA-Kundinnen und -Kunden, vom 27. August bis 18. Oktober gönnen wir uns eine kreative Pause. Unser Webshop bleibt natürlich geöffnet, aber die Auslieferung der Lesemagnete verzögert sich. Sie können nach Herzenslust bestellen, allerdings werden die Pakete erst ab 20. Oktober verschickt..
Herzliche Grüße - Ihr MAJOBA-Team
März 2014
Criemhilde hatte viele Jahr lang schweigsam in Pintos Kneipe am Fenster gesessen. Doch nach einem Schlaganfall entfernte sich die alte Frau mit ihrem Rollator nur noch wenige Schritte von ihrem Haus. Jetzt war der alte Olivenbaum ihr Stammplatz geworden, um über das Dorf zu blicken. Als ich sie dort Tag für Tag stehen sah, entschloss ich mich, ihr Gesellschaft zu leisten und ein detailliertes, zeitaufwändiges Bild von diesem Punkt aus zu malen. So kam es, dass ich jeden Morgen auf dem Mäuerchen hinter ihr Platz nahm und Ziegel für Ziegel, Fenster für Fenster, Haus für Haus auf mein Papier platzierte – viele Wochen lang, verteilt auf viele Urlaube. Neue Häuser kamen hinzu, alte verschwanden, mal stand die Sonne, mal der Mond über der Mühle. Der alte Olivenbaum, der schon viel länger als Criemhilde und ich das Dorf überblickte, blühte, trug Früchte und blühte erneut. Am liebsten hätte ich an diesem Bild immer weiter und weiter gemalt, ich verlängerte das Papier sogar nach der Seite und nach unten hin. Doch dann war es eines Tages ganz einfach beendet und damit auch die Zeit, die ich mit Criemhilde gemeinsam schweigend und schauend verbrachte. „Ver o tempo a passar / Sehen, wie die Zeit vergeht“: Diesen Bildtitel habe ich weder Criemhilde noch mir gewidmet, sondern allein dem alten Olivenbaum, der bleibt, wenn alle anderen gegangen sind.