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MAJOBA-Lesemagnete

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Oktober 2023

- Lieblingsstelle -

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Manche Plätze wirken wie Magnete, sie ziehen einfach in ihren Bann. Es sind Wege in einem Park, Pfade im Wald, Straßen in der Stadt, Routen, die ich immer wieder gerne mit dem Auto nehme. Oder ein gewisser Hochsitz am Feldrand, ein Fensterplatz in einem Café. Und wenn ich irgendwo auf der Welt an einen Orte zurückkehre, dann vor allem deswegen, um noch einmal – oder immer wieder – seiner Einzigartigkeit nachzuspüren. Im Süden Portugals gibt es in der Nähe des Dorfes Carrapateira einen Strand, wo ich vor vielen Jahren einmal eine Zeitlang alleine in den Dünen campierte. Bis heute hat sich seine Unberührtheit und Abgeschiedenheit erhalten und wenn ich dort bin, lege ich mich gerne wie damals in den Sand und döse eine Weile in den Tag hinein. Einmal entschloss ich mich spontan, auf dem Weg vom Flughafen Faro zu meiner zweiten Heimat Odeceixe spontan von der Hauptstraße auf die vertraute lange holprige Sandpiste abzubiegen. Ich ließ das Auto auf dem verwaisten Parkplatz am Ende des Weges stehen, nahm meine Malsachen und lief den Strand entlang bis zu ‚meiner‘ Düne. Kein Mensch weit und breit. Ich war ganz alleine und fühlte mich wie beim ersten Mal, als ich damals dachte, man habe diesen herrlichen Strand einfach noch nicht entdeckt. Denn nirgends gab es ein Hotel und noch nicht einmal eine Strandbar. Herrlich! Was wollte ich malen? Ich lief runter zum Meer, wo sich mir hinter der steil aufragenden Felswand ein ganz neuer und sehr besonderer Blick auftat. Es war große Ebbe und bizarr ragten überall kleine und große Felsen aus der Sandbank, die einem großen, lang und spitz zulaufenden Schiffsrumpf glich. Wunderbar, das war mein Motiv. Ich lehnte mich mit dem Rücken an die Felswand – und weil ich vom Flug und der langen Autofahrt so richtig müde war, schlief ich einfach dort im Stehen ein. Unwahrscheinlich, doch wahr. Nicht nur kurz, sondern sogar recht lange währte mein Nickerchen, denn als ich wieder wach wurde, stand die Sonne schon tief und es kam mir eigentlich riskant vor, jetzt noch dieses Bild malen zu wollen. Aber warum nicht? Ich konnte doch mit dickem Pinsel und viel Wasser arbeiten. Da das Papierformat groß war, brauchte die Fläche viel Farbe und jeder Kleks und Strich eine gewisse Zeit. Kam da nicht schon die Flut? Jetzt schön ruhig bleiben. Die Sonne berührte schon fast den Horizont, als ich endlich mit dem Bild fertig war. Alles war klamm, meine Finger kalt. Ich fror, denn ich trug ja nur einen Badeanzug. Wie schon befürchtet, war die Sandfläche, auf der ich saß, am Rand bereits überspült, aber es war zum Glück noch nicht zu spät, um den Weg zum Strand zu passieren. Das Wasser reichte mir beinahe bis zur Hüfte, der Sand unter meinen Füßen war weich und gab nach, die Strömung zog. Die Malsachen hielt ich über meinem Kopf und setzte vorsichtig Schritt vor Schritt. Geschafft. Gerade noch so. Nun suchte ich schnell in den Dünen meine Kleidung zusammen und sputete mich, wieder zum Auto und dann so schnell wie möglich zu meinem zweiten Zuhause zu kommen. Sicher wartete meine Freundin Fernanda schon auf mich. Und Hunger hatte ich auch.

 

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