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Februar 2021

- Belliza -

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"Meine Lieblingsblumen sind Rosen. Rote Rosen", sagte meine Freundin Eva, "mag einer sagen, was er will. Ich mag ihre Knospen, ihre Blüten, ihren Duft – und selbst die Dornen. Willst Du nicht mal eine Geschichte über die Rosen schreiben? Du hast doch schon viele gemalt." Ich dachte an meine Rosenbilder und verschiedene Malsituationen. Und plötzlich zog es mich in Gedanken zum Vorgarten meines Großvaters.

"Ja, da fällt mir eine Geschichte ein", sagte ich zu Eva, die mich schon erwartungsvoll anschaute. "Ich war damals ungefähr 10 Jahre alt und hatte gerade von der Grundschule zum Gymnasium gewechselt. Mein Biologielehrer, ein freundlicher alter Mann in weißem Kittel, ermutigte uns zu Beobachtungen und Experimenten mit Pflanzen. Er war ein guter Pädagoge und ich schon bald eifrig dabei, alle möglichen Blumen zu sammeln. Ich presste sie zwischen Löschblättern in dicken Büchern, um sie später in mein eigenes Pflanzenbestimmungsbuch einzukleben.

Mein Großvater war Rosenzüchter mit einer Vorliebe für rote Rosen. Doch mitten in meinem Blumensammelfieber entdeckte ich in seinem Vorgarten im roten Blütenmeer einen kleinen Rosenstock mit einer einzelnen blauen Blüte. Ich war sofort elektrisiert, denn eine blaue Rose hatte ich zuvor noch nie gesehen. Die Farbe war von einem kräftigen, doch gleichzeitig hellen Blau und je länger ich die wohlgeformte Blüte anschaute, desto schöner und einzigartiger erschien sie mir – wie die blaue Wunderblume in einem meiner Märchenbücher.

Dass ich sie dann heimlich abgeschnitten, mit nach Hause genommen und gepresst habe, schien mir damals fast wie eine Notwendigkeit. Ich wollte sie bewahren, die schöne Rose sollte nicht verwelken. Ich war, wie gesagt, noch ein Kind. Doch dank dieser Blume habe ich eine wichtige Lektion fürs Leben gelernt.“

"Bestimmt hat´s Dein Opa herausbekommen und Dir die Leviten gelesen", vermutete Eva. – "Nein, das nicht. Aber die Blüte verlor beim Trocknen ihre blaue Farbe und wurde aschgrau. Ich hatte sie gar nicht gerettet, im Gegenteil. Außerdem war mein Großvater richtig sauer und traurig, weil ihm jemand seine 'Blaue Fastnacht' aus dem Vorgarten gestohlen hatte. Ich hab´s nie eingestanden, etwas in dieser Art aber auch nie wieder gemacht. Vor allem aber habe ich damals aufgehört, Blumen zu sammeln und zu pressen. Stattdessen fing ich an, sie für mein Bestimmungsbuch zu malen. Darunter auch immer wieder Rosen. Die roten mag ich wie Du besonders gern.“

Das kleine Rosenstöckchen meines Großvaters blühte kein zweites Mal und war schon im nächsten Jahr aus seinem Vorgarten verschwunden. Obwohl ich immer Ausschau nach ihr halte, ist mir eine 'Blaue Fastnacht' seitdem nicht wieder begegnet. Die Zeit entblättert jede Rose, aber nicht die Erinnerung an diese eine.

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