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Februar 2018

- Polarlichter -

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Sehnsucht ist ein starkes Gefühl: egal ob nach einem Menschen, einem Ort oder einer Erfahrung. Seit ich Georg Forsters „Reise um die Welt“ gelesen hatte, sehnte ich mich danach, das Südpolarlicht zu erleben: lange Säulen von Licht in weißlichster Farbe, die sich vom Horizont bis zum Zenit erstrecken und den ganzen Himmel einnehmen.

Die Jahre vergingen, doch unerreichbar blieb der tiefe Süden der Welt. Schließlich reisten mein Mann Klaus und ich zu den Lofoten, einer norwegischen Inselgruppe nördlich des Polarkreises. Es war Ende Februar, die Berge ragten spitz und schneebedeckt aus dem Meer. Ob das farbige Nordpolarlicht kommen und es mir gelingen würde, es zu malen? Diese Fragen stellte ich mir jeden Abend, wenn ich auf der Terrasse des Ferienhauses stand und hoffnungsvoll in den Himmel blickte. Aber es kam nicht. Weder in der ersten, sternenklaren Nacht, noch in den folgenden, als die Inseln in Wolken gehüllt waren. Morgen schon würden wir abreisen. Klaus schlief bereits, ich stand immer noch draußen und wartete – sehnsüchtig.  Und plötzlich geschah es: das dunkle Grau der Wolkendecke erhellte sich an einer Stelle, dann schien ein anderer Fleck beleuchtet. Das Licht wurde grün, schimmerte blau, blieb diffus verborgen in weiter Ferne. Es war, als husche ein Suchscheinwerfer jenseits der Wolken dahin. Ich hatte die Malsachen wie jeden Abend bereitgelegt, nun spurtete ich los. „Du hast das Polarlicht gemalt!“, freute sich Klaus am nächsten Morgen mit mir. „Aber nicht wirklich gesehen“, gab ich zu und sehnte mich weiterhin nach diesem Erlebnis.

Im nächsten Jahr machten wir mit unseren erwachsenen Kindern Urlaub auf Island. Es war Ende August, wir zelteten auf einer weiten, öden Hochebene und wollten uns gerade zum Schlafen hinlegen, als  Xira aufgeregt auf eine schwarze Wolkenbank im Norden deutete. Über ihr schien ein kleines hellgrünes Leuchten zu schweben. „Im Sommer gibt´s doch gar kein Polarlicht“, sagte Joel gerade zu seiner Schwester, als es plötzlich wie eine Schar Geisterreiter auf uns zustürmte, groß und größer wurde, sowohl über uns hinwegflatterte als auch an uns vorbeirauschte. Das Polarlicht! Da entschwand es in die Ferne, zog eine große Kurve und kehrte wieder zurück. Seine Farbe war grün, schien mal verdichtet wie Samt, mal schleierartig wie Chiffon. Es umrundete uns mehrmals auf langen elliptischen Bahnen, hielt uns in seinem Bann. Dann wurde es immer zarter und durchsichtiger. Plötzlich war es ganz verschwunden. Zurück blieb die dunkle Nacht. „Das war phantastisch“, brach Bruno schließlich beeindruckt die Stille. „Und nur für uns“, scherzte Joel. „Schöner als schön“, seufzte Xira. Klaus nahm mich in den Arm: „Und – glücklich?“ Ich nickte ergriffen. Mit vielem hatte ich gerechnet, nur nicht damit, das Polarlicht auf dieser Reise zu sehen. Nun hatte ich es erlebt und ein Seelenhunger war endlich gestillt.

 

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