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Juni 2016

- Ruby und Violetta -

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Das kleine portugiesische Dorf schien in der Mittagshitze zu dösen, die zentrale Straßenkreuzung war wie leergefegt. Dann fuhr ein Lieferwagen vor: Dingeling-dingelong ertönte eine Glocke aus dem blauen Pick-up und schon wenig später kamen aus etlichen Häusern Frauen und Männer mit Einkaufstaschen und Portemonnaies in der Hand. Ein spontanes nachbarschaftliches Meeting bei Jorge Batista, dem Melonenverkäufer, nahm seinen Lauf. „Komm mit“, lud mich meine Freundin Fernanda ein, „Seine Melonen schmecken echt lecker und sind ganz billig.“ Ich saß vor einem Haus im Schatten der Markise und blieb lieber dort, um weiter an meinem Bild zu malen. Für einen Pick-up war auf dem Papier leider kein Platz mehr, doch für Violetta und Ruby, zwei besonders liebenswerte Dorfhunde. Sie hatten es sich auf der Straßenkreuzung bequem gemacht und schauten mich erwartungsvoll an. Na klar, die beiden mussten mit aufs Bild.

Ruby, schon alt und mit müden Gliedern, war der Liebling von allen. Morgens wurde er vom Fleischer erwartet, der ihm einen Wurstzipfel zusteckte, mittags von Céleste mit einem Resteteller und nachmittags von den Dorfältesten auf dem Platz, denen er Gesellschaft leistete. Von ganz anderer Natur war Fernandas Violetta, die mehrmals am Tag ihre Inspektionsrunden drehte. Ein kluger, freundlicher Hund, der alles und jeden kannte. So klein und eng ein Dorf auch sein mag, kam es mir in den Sinn, in vielerlei Hinsicht hat es auch Größe und Weite. Wo sonst zum Beispiel können sich Hunde so frei und ungezwungen bewegen? In einer Stadt bestimmt nicht. Nun gehörten also Ruby und Violetta zu meinem Straßenszenenbild, ich war zufrieden mit mir und der Welt.

„Hier, die ist für Dich!“ Plötzlich stand Fernanda an meiner Seite und überreichte mir eine große Melone. „Wow, sieht die gut aus! Hmmm, wenn sie so schmeckt, wie sie duftet.“ Violetta war herbeigesprungen und auch Ruby kam langsam wieder auf seine Beine. Die Einkäufe waren getätigt, die Dorfneuigkeiten ausgetauscht, die Kreuzung leerte sich. Nun kletterte Jorge Batista hinters Steuerrad und tuckerte mit halber Ladung zu seinem Campo zurück. Zeit für den Strand, dachte ich. Zeit für ein Mittagsschläfchen, meinte Fernanda. Zeit für die nächste Dorfrunde, entschieden Ruby und Violetta – und waren schon wieder auf der Piste.

 

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