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Juli 2014

- Die Blumentreppe -

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Sind die Orte, die wir als wenig hübsch empfinden, einfach in einen Dornröschenschlaf gefallen und bedürfen nur eines Initiators, der sie wachküsst?

Als es diese Treppe noch nicht gab, bestand die Verbindung vom unteren zum oberen Dorfweg aus eine schrägen Betonrampe. Bei trockenem Wetter war es auf dem Geröll rutschig, bei nassem glitschig. Diesen Durchgang benutzte niemand freiwillig, geschweige denn gern. Dann gab es eines Tages diese neue Treppe. Wer hatte sie herbeigezaubert? Vielleicht Ilido, der politisch engagierte Schriftsteller des Dorfes, die Anwohner, der Bürgermeister? Oder gab es einen Unser-Dorf-soll-schöner-werden-Plan, einen Überschuss in der Gemeindekasse? Ich weiß es nicht. Jedenfalls war plötzlich dieser Ort zu neuem Leben erwacht und sein Ruf eilte ihm voraus. „Kennst Du die Blumentreppe?“ – „Hast Du schon die Treppe gemalt?“ – „Sind Dona Esperancas Blumen nicht herrlich?“ Ich war begeistert von diesem neu erblühten Ort, an dem die Menschen gerne auf ihrem Weg verweilen. Und so verbrachte ich einen ganzen Sommer lang jeden Tag ein paar Stunden malend an den unteren Stufen der Blumentreppe, um ihren schönen Anblick zu genießen und malte, bis die Sonnenstrahlen über den Dachsims kletterten und mein schattiges Plätzchen im prallen Sonnenlicht lag.

Eines Tages gesellte sich Ilido, der im Haus am oberen Ende des Weges wohnte, zu mir. „Was meinst Du“, sagte er, „habe ich nicht recht, wenn ich sage: Wir gestalten unsere Welt selbst? Sie kann so richtig hääässlich sein oder wuuunderschön. Es liegt ganz an uns!“ Dann lachte er tief aus dem Bauch, wie es seine Art war, und stieg langsam, fast genussvoll, die vielen neuen Stufen zu seinem Haus empor.

 

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