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August 2025

- Der Schiefe Turm von Pisa -

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Reisen beginnen im Kopf – als Idee für Ziele und Wege. Ich wollte den Schiefen Turm von Pisa malen, mein Mann die weite Strecke nicht mit dem Auto fahren. Die Entscheidung, mit dem Zug nach Italien zu reisen, war schnell getroffen. Warum in Eile sein? Ein Besuch bei unseren Schweizer Freunden bietet sich an – und vielleicht könnte ich die Gelegenheit nutzen, um das Matterhorn zu malen. Wintersachen kommen mit ins Gepäck. Hoffentlich haben wir Glück mit dem Wetter. Schon reiht sich in Gedanken ein Etappenziel ans nächste, wie Perlen auf einer Schnur. „Kennst du eigentlich schon den Mailänder Dom?“, fragte ich Klaus. – „Nein.“ – „Den musst du unbedingt sehen.“ In Florenz waren wir beide nur einmal: Ich vor fünfzig Jahren mit meiner Schulklasse, er vor 45 Jahren für einen Tag. Wir waren uns einig: Dieses Mal nehmen wir uns Zeit.

„Suchst Du für uns eine schöne Reiseroute durch die Toscana?“ – Klaus hatte wie immer Spaß daran, unsere Tour zu planen, Zugverbindungen herauszusuchen und die Unterkünfte zu buchen. Mit jeder neuen Idee wuchs die Vorfreude. Reisen ist mehr als Bewegung – es ist eine Lebensweise, ein Pendeln zwischen Anspannung und Entspannung. Mal laufen die Dinge wie am Schnürchen, mal nicht. Beim Malen ist es genauso. In Zermatt hingen an zwei Tagen dichte Wolken am Himmel, doch am dritten zeigte sich die Sonne. Ich jubelte innerlich und malte gleich mehrere Bilder vom Matterhorn. Die Hitze in den Straßen von Florenz lähmte uns, aber in den angenehm temperierten Kunstmuseen erwachten wieder unsere Lebensgeister. In Greve in Chianti hätte ich am liebsten Wurzeln geschlagen – sanfte Hügel, Weinberge, alte Zypressen, Landhäuser in Kiefernhainen. Ein Paradies für eine Pleinairmalerin. Doch Reisen heißt: weiterziehen. In San Gimignano hatte ich am Abend zuvor ein Bild begonnen – am Morgen standen dort Marktstände. Ärgerlich. Doch in Siena hatte ich Glück: Auf dem winzigen Balkon einer Cocktailbar konnte ich Palazzo und Piazza malen. Unsere Route war voller kultureller und landschaftlicher Überraschungen – trotz der Hitze war sie durchweg belebend. Nur eines bedauerte ich sehr: dass ich meinen Badeanzug vergessen hatte. Als Klaus in Castiglione della Pescaia ins Mittelmeer eintauchte, wäre ich ihm gerne hinterher gesprungen.

Schnell verloren wir das Gefühl für Zeit. Es kam uns vor, als wären wir schon eine halbe Ewigkeit unterwegs gewesen, als wir endlich unser eigentliches Reiseziel erreichten: Pisa. Da saß ich nun am letzten Reisetag auf einer steinernen Bank, zeichnete konzentriert und angestrengt die Konturen und Proportionen der weltberühmten Sehenswürdigkeit. Die Sonne rückte rasch vor, ihr Licht kroch näher an mein Schattenplätzchen. Ich fühlte mich benommen, wie eine Gestrandete auf einer kleinen Insel mitten im Meer aus Touristen. Und gleichzeitig war es so lustig, zu beobachten, wie sich fast jeder für ein Erinnerungsfoto mit dem Wahrzeichen ganz speziell positionierte. Der Turm war tatsächlich ziemlich schief – und doch war es mir gelungen, ihn auf meinem Bild noch schiefer erscheinen zu lassen, als er ohnehin schon ist. „Schau mal Klaus, bei mir sieht er aus, als würde er gleich umkippen.“ – „Macht doch nichts. Er fällt schon nicht um.“ Wir lachten und meine schlechte Laune war wie weggeblasen. Es ist doch wahr: Ob beim selbstbestimmten Reisen oder beim Malen in der Natur – es gilt immer die goldene Regel, die Dinge gelassen zu nehmen, und der einfache Grundsatz: Der Weg ist das Ziel.

 

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