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August 2020

- Sonnenblume im Feld -

Von all meinen Sonnenblumenbildern mag meine Freundin Monika die ‚Sonnenblume im Feld‘ am liebsten. „Das ist ein richtig schönes Sommerabendidyll“, meinte sie einmal zu mir, „es wirkt so ruhig und friedvoll, bestimmt hat Dich niemand beim Malen gestört.“ – „Gestört nicht“, sagte ich, „ich stand ja ganz alleine mit meinem Aquarellkasten auf einem Acker. Aber weißt Du was, Monika: Genug Unterhaltung hatte ich trotzdem. Während des Malens habe ich plötzlich aus dem Augenwinkel heraus eine Bewegung am Erdboden wahrgenommen. Beim genaueren Hinschauen habe ich es realisiert: Ich stand mitten in einer Schar wuselnder Feldmäuse.“ – „Iiih“, verzog Monika sogleich entsetzt ihr Gesicht, „da waren Mäuse und Du bist nicht weggerannt?“- „Nein, was denkst Du denn!“ Ich lachte auf, weil mir ein Bild in den Sinn kam: Einmal hatte ich eine Katze gesehen, die vor einer Mäusebande mit langen Sprüngen Reißaus nahm. Nun sah ich mich im Geiste selbst in gleicher Weise davonjagen. „Ich doch nicht“, fügte ich lässig hinzu. „Im Gegenteil! Nach dem ersten Schreck habe ich die Situation richtig genossen. Stell Dir vor, keine dieser scheuen Mäuse hatte gemerkt, dass in den braunen Lederboots ein Menschenwesen steckte. Das war doch einfach sensationell. Nun konnte ich also in aller Ruhe beobachten, was Feldmäuse an lauen Sommerabenden so tun: sie rennen, klettern, schleppen Halme, schaukeln an Pflanzenstielen, kratzen sich am Köpfchen, sind höflich und lassen einer anderen Maus den Vortritt. Zuerst habe ich mich ein bisschen wie ‚Gulliver‘ in Lilliput gefühlt. Dann dachte ich ans ‚Däumelinchen‘ und ihre Erlebnisse. Die Fabel ‚Die Stadtmaus und die Feldmaus‘ kam mir auch noch in den Sinn. Und schließlich entdeckte ich einen echten ‚Frederick‘. Du weißt doch, Leo Lionnis berühmten Mäusedichter. Da saß nämlich eine Feldmaus mit geschlossenen Äuglein etwas abseits der Rennroute, das Näschen in die Luft gereckt und sammelte Sonnenstrahlen und Worte für den nächsten langen harten Winter.“ – „Nicht zu vergessen die Farben, die hat Frederick ja auch noch eingefangen“, half Monika amüsiert meiner Erinnerung nach, „so wie Du auf diesem schönen Sonnenblumenbild.“

Meine Sonnenblumenbilder. An ihnen erfreue ich mich tatsächlich im Winter, wenn draußen alles grau und finster ist. Und weil sich auf dem Bild mit der Sonnenblume im Feld auch noch eine Schar kleiner Mäuschen fröhlich und unsichtbar tummelt, ist es für mich besonders erwärmend und erheiternd. Für Monika übrigens auch. Mäuse hin oder her. Denn was wäre schon die Welt ohne ‚Fredericks‘?

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