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März 2020

 

- Castillo de Castellar de la Frontera -

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Manche Orte vergisst man nicht, die Burg Castillo de Castellar de la Frontera ist ein solcher Ort. Ich hatte selbst ihren Namen nur noch vage in Erinnerung. Wo sie lag, wusste ich auch nicht mehr ganz genau. Doch als ich meine Tochter Xira in Cadíz besuchte und wir eine kleine Reise planten, kam mir sofort diese maurische Burg mit ihrem beeindruckenden Gemäuer und der gut erhaltenen Medina in den Sinn, die ich vor einer gefühlten Ewigkeit einmal kennengelernt hatte. „Dieses Castilllo muss ich Dir unbedingt zeigen“, sagte ich zu Xira und gemeinsam fanden wir auch den Weg dorthin. Die Burg wurde im 13. Jahrhundert erbaut und liegt auf einer Bergkuppe. Beim Besuch im Sommer 1983 ragte sie aus dem Grün der umliegenden Felder und dem Bunt der vielen Gärten hoch ins wolkenlose Blau des Himmels. Jetzt war es Februar und es regnete, das Restaurant war geschlossen, das Burghotel wurde renoviert. Weit und breit keine Menschenseele. „Du solltest noch mal mit Klaus herkommen“, schlug mir Xira vor, „das ist ja richtig malerisch hier.“

Tatsächlich liefen mein Mann und ich ein paar Jahre später im März und wieder im strömenden Regen durch den großen Torbogen – doch dieses Mal zum Burghotel, wo wir ein Zimmer für eine Nacht gemietet hatten. Denn nur als Hotelgast bekam man die Möglichkeit, den Burgturm zu betreten, den ich als Standort für mein neues Bild ausgewählt hatte. Der Turmbalkon unter dem Dach war ein quadratischer, großer offener Raum mit weit geschwungenen Fensteröffnungen an drei Seiten, die vierte war eine gemauerte Wand mit einer Tür. Als ich ihn betrat, waren alle Fußbodenfliesen nass vom Regen – bis auf einen trockenen Fleck direkt an der Wand, groß genug für mein Sitzkissen. ¡Ay, caramba!, war das zugig hier. Ich zog meine Mütze tief über die Ohren und ins Gesicht, kauerte mich mit angezogenen Beinen auf meinen Platz, während der Regen niederprasselte. Dieser Regen! Einfach zu viel davon… Früher litt das Land unter Trockenheit, jetzt säumten verfaulte Feigenkakteen Straßen und Felder. Erst in den letzten Jahren waren sie allesamt abgestorben. Während meine Gedanken noch durch die Vergangenheit dieser Region schweiften, hörte der Regen langsam auf, selbst das Nieseln verebbte und durch die Wolkendecke schimmerte nun ein helles Licht. Langsam wurden die Konturen der umliegenden Hügel sichtbar und die verschiedenen Grüntöne ihrer Vegetation kamen zum Vorschein. Ja, und da entdeckte ich sogar im rechten Fensterbogen Gibraltar und konnte selbst das nahegelegene Marokko erahnen, wo der Baustil dieser Burg und dieses Raumes seinen Ursprung hatte.

Als Klaus wenig später zu mir in auf den Turm kam, war die Sicht bereits frei – und mein Bild bald fertig. Dörfer, Felder, der große Stausee, die Korkeichenwälder erstreckten sich unter uns in die Ferne, die Straßen, einige noch von den Römern gebaut, liefen südlich zum Meer oder in die anderen drei Himmelsrichtungen. „Es ist schön hier“, sagte Klaus, „man kann die Aussicht genießen und muss nicht nach feindlichen Reiterheeren Ausschau halten.“ Ob Frauen in den alten Zeiten jemals hier oben Platz genommen hatten, fragte ich mich in diesem Moment. Und falls ja: Hatten sie im Gegensatz zu mir wenigstens bequem gesessen?

 

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