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Oktober 2022

-  Blick aus Ferandas Appartement  -

Ein Küstenort im Süden Portugals ist seit vielen Jahren wie eine zwei Heimat für mich. Schon seit 1992 verbringe ich dort Jahr für Jahr mehrere Wochen in Fernandas Appartement – mit meinem Mann Klaus, manchmal auch mit der ganzen Familie, früher mit Freundinnen oder sogar alleine. Die beiden kleinen Räume in der obersten Etage ziehe ich allen anderen Unterkünften in unserem Urlaubsort vor. Ist es wegen des schönen Lichts oder der ruhigen Lage? Vor allem genieße ich es, dass mein Blick vom kleinen Hinterhof der Nachbarn über die Mauern, Fassaden und Dächer der Häuser den Steilhang bis zur Mühle hinaufwandern kann – und weiter bis ins Himmelblau des Tages oder ins Blauschwarz der Nacht.

Mal ist es der Mond, mal sind es die Wolken, mal das Rad der Mühle im Wind, die ich betrachte. Die Luft riecht so schön nach Meer, Natur und Jahreszeit. Wenn mich mal wieder die krähenden Hähne wecken, rücke ich mir einen Stuhl ans Fenster und schaue hinaus. Wie wär´s mit einem neuen Bild, Marion? Meistens bleibt´s beim Beobachten der Katzen, Vögel, Dorfbewohner oder Urlauber, die noch oder schon wieder munter sind. Da quietscht eine Tür, da klappert ein Koffer über das Pflaster, irgendwo springt ein Motor an. Später dann gibt´s mehr zu sehen, denn schnell erwacht der Ort zum Leben. Ich liebe den Blick aus diesem Fenster. Über all die Jahre ist er trotz vieler Veränderungen unverbaut und fast gleich geblieben. Im Hinterhof flattert keine Wäsche mehr. Dort dösen jetzt Katzen unter verwilderten Rosenbüschen, während die Katzenjungen auf einem Stapel Dachziegeln das Klettern lernen.

Jedes Jahr bange ich um mein kleines Idyll, doch zum Glück bisher ganz ohne Grund.

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